Aufgaben des Kühlmittels:

  • Frostschutz
  • Korrosionsschutz
  • Erhöhung der Siedetemperatur des Kühlwassers
  • Verbesserung der Wärmeableitung
  • Schmierung von Wasserpumpe, Thermostat etc.
  • Verhinderung der Verkalkung
  • Reduzierung von Blasenbildung

Kühlmittel ist nicht gleich Kühlmittel!

Viele Hersteller haben eigene Anforderungen an ein Kühlmittel formuliert, welche in verschiedenen Standards festgehalten wurden. Ein ganz entscheidender Punkt ist aber, dass diese Mittel nicht alle untereinander mischbar sind! Im schlimmsten Fall können durch das Mischen verschiedener Kühlmittel Motorschäden entstehen. Im Folgenden werden daher die wichtigsten Standards erläutert.

Der Volkswagen-Konzern hat sich bei der Entwicklung von Kühlmitteln und deren Standards besonders engagiert (in Zusammenarbeit mit Haertol Chemie aus Magdeburg), weshalb sie diese auch benannt haben. VW-Standards sind z.B. G11, G12, und G13. Ein weiterer führender Konzern, der sich mit der Entwicklung beschäftigt, ist BASF (Markenname Glysantin®), dessen Standards lauten z.B. G30, G40, G48, usw. Darüber hinaus haben viele Fahrzeughersteller eigene Freigabelisten und -empfehlungen nach hauseigenen Standards.

Übersicht der Standards und Herstellerfreigaben

Chronologisch betrachtet verlief die Entwicklung vereinfacht in folgenden Schritten ab:

Früher enthielt das typische Kühlmittel eben diese Silikate (G11 oder G48), fertig! Das Silikat verhindert zwar Alukorrosion (Aufbau einer Al-Silikat-Schutzschicht auf Aluteilen), baut aber schnell ab und muss daher regelmäßig erneuert werden (Wechsel der Kühlflüssigkeit). Irgendwann kamen VW und andere aber auf die Idee, statt des Silikats organische Verbindungen für den Korrosionsschutz einzusetzen, da diese länger vorhalten, somit wurde der Standard G12 geschaffen.

Da diese beiden Standards sich aber nicht vertragen, kam es durch Verwechselungen und Unkenntnis zunehmend zu Problemen. Bei Mischung von G11 und G12 entstehen einerseits aggressive Säuren, andererseits kann das Kühlmittel verklumpen und Kanäle zusetzen. Daher entwickelte man G12+ (entspricht G30), welches silikatfrei, aber mit den anderen mischbar ist.

Danach kam G12++ (entspricht Glysantin G40), welches bei VW/Audi in allen Fahrzeugen verfüllt wurde und gegenüber G12+ folgende Vorteile besitzen soll: besserer Korrosionsschutz, höherer Siedepunkt (135°C), bessere Wärmeableitung, Lebensdauerfüllung für Grauguss- und Alumotoren.

Mittlerweile wurde bei VW G12++ von G13 abgelöst, welches nicht mehr auf Glykol-Basis (aus Erdöl gewonnen) sondern auf Glycerin-Basis (aus biologischen Abfallprodukten) aufbaut, was für VW günstiger (Herstellung) und umweltverträglicher ist, auch da bei der Produktion ca. 11% CO2 eingespart werden.

Derzeit der aktuellste VW-Standard ist G12evo (Glysantin G64). Hierbei handelt es sich um ein HOAT-Kühlmittel (Hybrid Organic Acid Technology), welches Phosphate, Silikate und organische Additive enthält und seit Juni 2018 in allen Fahrzeugen des VW-Konzerns eingefüllt wird, also Audi, Bentley, Bugatti, Lamborghini, Porsche, Seat, Skoda und VW.

Welches Kühlmittel ein Fahrzeug benötigt, kann man i.d.R. aus den Unterlagen des Fahrzeuges ersehen. Im Zweifel sollte aber eine Werkstatt zu Rate gezogen werden. Sollte einmal das passende Kühlmittel nicht zur Verfügung stehen, ist eine Auffüllung mit reinem Wasser (zumindest bei Temperaturen über dem Gefrierpunkt) oft die bessere Wahl. Das Kühlwasser sollte dann kurzfristig wieder durch das passende Kühlmittel ergänzt bzw. ausgetauscht werden.

Der Betrieb ausschließlich mit Kühlmittel ist nicht zu empfehlen, da der Gefrierpunkt des reinen Kühlmittels zu früh erreicht und die Siedetemperatur und Wärmeableitung reduziert wird. Ebenso sollte auch im Sommer nicht auf Kühlmittel verzichtet werden, da dieses auch der Korrosion und der Verschlammung des Kühlsystems vorbeugt. Das Mischungsverhältnis Wasser/Kühlmittel sollte daher bei den meisten Kühlmitteln zwischen 40/60 und 60/40 liegen.

Beachten Sie auch, dass in einigen Regionen in den letzten Jahren Extremtemperaturen von -27°C und weniger in kalten Nächten erreicht wurden. Wenn das Kühlwasser gefriert und sich dadurch das Wasser ausdehnt, drohen Schäden an Kühlern und Leitungen (bersten), Wasserpumpe (blockiert) und auch Motor (Block reißt). Das Kühlmittel sorgt auch dafür, dass selbst bei gefrierendem Kühlwasser dieses zunächst (bis ca. 5°C unter die eigentliche Frostschutzgrenze) eine breiige Konsistenz bildet, welche sich noch gegeneinander und somit bei Ausdehnung z.B. noch in den Ausgleichsbehälter verschieben lässt. In der Werkstatt kann ermittelt werden, bis zu welcher Temperatur ihr Kühlwasser frostsicher ist.

Das Kühlmittel bildet eine Schutzschicht zwischen den Metalloberflächen und der Kühlflüssigkeit und verhindert so einen elektrischen Austausch zwischen unterschiedlich edlen Metallen. Das setzt die Korrosion herab. Dieses wiederum reduziert die Bildung von „Rostschlamm“, welcher einerseits durch Ablagerung Kanäle verstopfen und andererseits eine schmirgelnde Wirkung an Oberflächenentwickeln kann. Außerdem beschleunigt er weitere Korrosion. Korrodierte Oberflächen stören wiederum die Temperaturabgabe des Motors an das Kühlmittel und reduzieren so die kühlende Wirkung.

Der Siedepunkt wird durch das Kühlmittel und den Druck im Kühlsystem erhöht (z.B. bei 1 bar Überdruck und ca. 50% Kühlmittelanteil auf ca. 110°C, also um ca. 10%). Das verhindert einerseits das frühzeitige Überkochen des Kühlsystems, andererseits erlaubt es den Kfz-Herstellern, die Motoren in einem höheren und dadurch verbrauchsgünstigeren Temperaturbereich zu halten, was auch dem Lochfraß entgegenwirkt.

Die Bildung von Blasen im Kühlsystem (durch Dampf oder durch Schwingungen) kann zu Problemen führen, da deren Zerplatzen sich wie Miniexplosionen im Kühlsystem auswirken und auf diese Weise das Material (auch Zylinderwände usw. durch Kavitation bzw. Lochfraß) schwächen können. Um Blasenbildung und den Lochfraß zu verhindern, muss der Überdruck im Kühlsystem möglichst aufrecht erhalten werden (Aufgabe des Deckels des Ausgleichsbehälters: ggf. erneuern), außerdem müssen Thermostat und Viskolüfter bzw. Thermoschalter die Temperatur möglichst in einem Bereich zwischen 90° und 100°C halten, da in diesem Bereich der höhere Wasserdruck die Dampfblasenbildung reduziert bzw. verhindert, die beim Platzen Schäden im Kühlsystem hinterlassen können.

Da viele Eigenschaften des Kühlmittels mit der Zeit ihre Wirkung verlieren, ist eine regelmäßige Erneuerung des Kühlmittels erforderlich. Angaben zum Wechselintervall finden Sie in den Unterlagen zu ihrem Fahrzeug oder sie erhalten diese z.B. bei uns.

Destilliertes, stark alkalisches oder säurehaltiges Wasser sind für die Motorkühlung ungeeignet, allerdings ist dessen Verwendung je nach Region ggf. sinnvoller, da stark kalkhaltiges „hartes“ Leitungswasser zu Ablagerungen und somit reduzierter Kühlleistung führen kann. BASF empfiehlt daher bei chlorhaltigem Wasser oder hartem Wasser (3,655 mmol/l; entspricht 20°dH) die Verwendung vollentsalzten oder destillierten Wassers.

Aus o.g. Gründen ist der Wechsel silikathaltiger Kühlmittel in kürzeren Abständen erforderlich (je nach Fahrzeughersteller werden meist 2 bis 4 Jahre empfohlen), als bei silikatfreien.

3.2.1  Übersicht über die verschiedenen Standards*

Standard BASFStandard VWFarbeHerstellercodesEmpfehlung oder Zulassung
G48G11grün; blaugrünVW-Konzern TL 774-C; MB-Approval 325.0; BMW LC-87; Opel B 040 0240; Saab 690 1599;(nicht mischbar mit G12!)

Alfa Romeo (1976-2005)

Audi (1981-1996)

Bentley (1980-2005)

Ferrari (1979-2009)

Fiat (1982-2005)

Ford (bis 1997)

Jaguar (1986-1999)

Lada

Lancia (1976-2005)

Lotus (1980-1999)

Mercedes (1976-04/2014)

Mini Benziner (ab 2001)

Opel (1975-2000)

Porsche (bis 1995)

Rolls Royce (ab 1998)

Saab (1975-2000)

Seat (1985-1996)

Skoda (1989-1998)

Smart (bis 10/2014)

Toyota Diesel (ab 2015)

VW (1975-1996)

G12rot, rosaveralteter VW Standard!(nicht mischbar mit G11/G48!)
G30G12+rotviolettVW-Konzern TL 774-D/F; BMW LC-07Alfa Romeo (ab 2006)

Audi (1996-07/2007)

Bentley (2005-08/2008)

Chevrolet (ab 2001)

Chrysler (ab 2011)

Citroen (ab 1993)

Dacia (ab 2005)

Daihatsu (ab 1979)

Dodge (ab 2011)

Ferrari (ab 2010)

Fiat (ab 2005)

Ford (ab 1998)

Honda (ab 1983)

Hyundai (ab 1982)

Jaguar (ab 1999)

Jeep (ab 2011)

Kia (ab 1991)

Lamborghini (1997-2008)

Lancia (ab 2005)

Land Rover (ab 1998)

Lotus (ab 2000)

Mini Diesel (2007-2011)

Mitsubishi (ab 1982 – außer Carisma, Colt)

Nissan (ab 1982)

Opel (ab 2001)

Peugeot (ab 1993)

Porsche (1996-2009)

Renault (ab 1995)

Rover (ab 1982)

Saab (ab 2001)

Seat (1997-2007)

Skoda (1998-08/2008)

Smart (ab 11/2014)

Subaru (ab 1977)

Suzuki (ab 1981)

Toyota (außer Diesel ab 1998)

VW (1997-08/2008)

G40G12++rotviolettVW-Konzern TL 774-G; MB-Approval 325.6Audi (08/2007-05/2018)

Bentley (09/2007-05/2018)

Lamborghini (2009-05/2018)

Mercedes (ab 05/2014)

Porsche (2010-05/2018)

Seat (2008-05/2018)

Skoda (09/2008-05/2018)

VW (09/2008-05/2018)

G13lila(mischbar mit allen Vorgängerprodukten, von 2010 bis 2018 in allen Motoren des VW-Konzerns im Einsatz)
G05gelbChrysler/Dodge/Jeep  MS-9769(Besonders verträglich mit Graugussmotoren)

Chrysler, Dodge,  Jeep (bis 2010)

G33blaugrün(Spezialprodukt für Peugeot/Citroen, silikatfrei

ACHTUNG: Aufgrund der Farbe Verwechselungsgefahr mit silikathaltigem Kühlmittel nach G11/G48!!)

G34orange(Spezialprodukt für GM und Opel, silikatfrei)
G64Volvo Cars TR-31854114-002Volvo (alle)
G65G12evorosa / lilaVW-Konzern TL-774-LAudi, Bentley, Bugatti, Lamborghini, Porsche, Seat, Skoda, VW (alle ab 06/2018)

* Stand: 04/2023 – Achtung: Tabelle erhebt weder Anspruch auf Vollständigkeit noch Richtigkeit! Abweichungen einzelner Modelle oder Baujahre sind möglich, der Betreiber der Website haftet nicht für falsche Angaben. Bitte prüfen Sie IMMER vor Benutzung, welches Kühlmittel für Ihr Fahrzeug geeignet ist.

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